Stromtrassen durch Sinntal

„Geltende Schutzstandards sind die Prüfsteine“

Netzbetreiber legt neue SuedLink-Pläne vor – Sinntal in einer Variante betroffen – Infoveranstaltung am 12. Oktober

Der Stromnetzbetreiber TenneT hat einen neuen Entwurf für mögliche Verläufe der Gleichstromtrasse SuedLink vorgestellt, die in einem Strang via Erdkabel die Gemeinde Sinntal durchqueren könnte. Aus Sicht von Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich und Erster Kreisbeigeordneter Susanne Simmler ist das „nicht die geeignetste Variante“: „Wir haben schon bei den Plänen für Freileitungen deutlich gemacht, dass in dieser Region mehrere Raumwiderstände vorliegen. Die Kabel sollen nun zwar unter die Erde gebracht werden, aber eine Reihe von Grundproblemen ist damit nicht gelöst“, erklären Simmler und Ullrich in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Am Mittwoch, 12. Oktober, soll nun ab 16.30 Uhr auf einer Veranstaltung in Sinntal-Sterbfritz über die Pläne informiert werden.

Bürgermeister Ullrich und Umweltdezernentin Simmler bewerten es zwar als „grundsätzlich positiv, dass die Leitungen unter der Erde verlegt werden sollen“, genau wie es der Main-Kinzig-Kreis als Mitglied des „Hamelner Bündnisses“ gefordert hat. „Für jeden Trassenvorschlag sind aber die geltenden Schutzstandards für die Tier- und Pflanzenwelt wie auch für die Böden und die Gewässer die Prüfsteine“, heißt es in der Mitteilung. „Hier haben wir Zweifel, ob dieser Planungskorridor wirklich der beste ist.“

Neben einem westlichen Strang über Sinntal schlägt der Netzbetreiber noch eine zweite Variante vor, die einen Untersuchungsraum weiter östlich beschreibt. In diesem Trassenverlauf bis nach Schweinfurt, der unter anderem um Ostheim v.d. Rhön und Bad Neustadt herumführt, ergäben sich für die Planungen eine „größere Flexibilität“, urteilen Ullrich und Simmler. Sie verweisen auf eine aktuelle Analyse aus dem laufenden Jahr. Demnach bieten sich dem Netzbetreiber auf Höhe der Rhön und des Thüringer Walds nur zwei Pfade nach Bayern: einen viele Kilometer breiten Suchbereich über den Raum Suhl und den schmalen Streifen über Sinntal.

Der Trassenabschnitt über Sinntal könnte als Erdkabel von Nord nach Süd in einem Bogen über Ziegelhütte, Oberzell und östlich vorbei an Schwarzenfels in Richtung Zeitlofs/Kreis Bad Kissingen verlaufen. Bei dem Papier handelt es sich um eine Art Grobentwurf, der einen Suchraum von rund 1.000 Metern Breite beschreibt, noch nicht um eine Festlegung auf eine ganz exakte Trassenführung – zumal die Raumwiderstände in diesem wie auch im Thüringer Korridor bewertet werden müssen. TenneT steigt mit dieser Grundlage nun in die Dialog- und Beteiligungsphase ein. Erst im anschließend beginnenden Genehmigungsverfahren will der Netzbetreiber entscheiden, wo die Leitung letztendlich verlaufen wird.

Im Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum des Main-Kinzig-Kreises werden die Pläne derzeit analysiert. Die Fachleute sollen in den nächsten Wochen klären, ob dem Verlauf naturschutzrechtliche oder sonstige Hindernisse entgegenstehen. Wo es nötig ist, wollen die Verwaltungen des Kreises und der Gemeinde Sinntal auch Expertise von außen heranziehen.

Schon nach einer ersten Betrachtung hätten sich planerische Hürden aufgetan, erklären Ullrich und Simmler. Im Sinntaler Streifen liegen Flora-Fauna-Habitat-Gebiete wie der Stoppelsberg und der Magerrasen bei Weichersbach sowie der Biberlebensraum Hessischer Spessart in unmittelbarer Nähe zum Ausbaugebiet. Hinzu kommen Naturschutzgebiete, unter anderem die Zienerwiesen von Oberzell sowie Landschaftsschutzgebiete wie die Grund- und Bergwiesen im Einzugsbereich von Jossa und Sinn. Der Sinntaler Erdkabel-Streifen würde überdies im Biosphärenreservat  Rhön münden.

„Entscheidend für die Akzeptanz der SuedLink-Trasse seitens der Politik wie auch in der Bürgerschaft ist die völlig ergebnisoffene wie transparente Prüfung“, konstatieren Susanne Simmler und Carsten Ullrich, „denn das waren neben methodischen Schwächen die Hauptknackpunkte bei der ersten Trassensuche.“ Sie fordern daher eine intensivere Beteiligung der Öffentlichkeit, eine naturschutznahe Planung sowie auch eine für jeden Bürger einsehbare Entscheidungsgrundlage. Am Ende müsse ein Ergebnis stehen, das nicht nur das vergleichsweise wirtschaftlichste ist, sondern auch eines, das den berechtigten Einwänden Rechnung trägt.

Ullrich und Simmler signalisieren jeweils ihre Bereitschaft, sich aktiv an der Dialogphase zu beteiligen: „Um eine möglichst breite Öffentlichkeit zu erreichen, laden wir kurzfristig zu einer Diskussionsveranstaltung nach Sterbfritz ein. Wir möchten am 12. Oktober methodische wie inhaltliche Fragen mit allen interessierten Bürgerinnen Bürgern erörtern und über das weitere Verfahren aufklären.“ An diesem Tag werden neben Bürgermeister Ullrich und der Ersten Kreisbeigeordneten Susanne Simmler auch Vertreter von TenneT teilnehmen. Neben Vorträgen zum Projekt und seinen Hintergründen sollen die Pläne auch im Rahmen einer Podiumsdiskussion erörtert werden.

 

Beginn der Informationsveranstaltung in der Mehrzweckhalle in Sinntal-Sterbfritz ist um 16.30 Uhr. Zunächst sollen die Pläne ab 17.30 Uhr in Kurzvorträgen präsentiert und rechtlich wie planerisch eingeordnet werden. Daran schließt sich gegen 19 Uhr eine Podiumsdiskussion an. Während der gesamten Veranstaltung besteht für die Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, sich in einem „Info-Markt“ an Aushängen und im Gespräch mit TenneT-Mitarbeitern über den Planungsstand zu informieren. Die neuen Pläne bilden nach Aussage von TenneT die Grundlage für die Beteiligung der Öffentlichkeit. In dieser Phase können neben Behörden und Verbänden auch Bürger Hinweise und Einwände vorbringen. Über die Wege der Einwendungen – unter anderem soll dies über eine Internetseite möglich sein – wird ebenfalls an dem Abend informiert.

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